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- International Monetary Fund
- Published Date:
- October 2009

Der Internationale Währungsfonds
Der IWF ist die zentrale Organisation der Welt, die für die internationale Zusammenarbeit in der Währungspolitik zuständig ist. Da die Organisation 186 Mitgliedsländer (mit Stand vom Juni 2009) zählt, arbeiten in ihr fast alle Länder der Welt gemeinsam an der Förderung des Gemeinwohls. Der Hauptzweck des IWF besteht darin, die Stabilität des internationalen Währungssystems zu sichern – das System der Wechselkurse und internationalen Zahlungen, das es den Ländern (und ihren Bürgern) ermöglicht, Güter und Dienstleistungen voneinander zu kaufen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, wenn nachhaltiges Wirtschaftswachstum gesichert und der allgemeine Lebensstandard erhöht werden sollen.
Alle Mitgliedsländer sind im Exekutivdirektorium des IWF vertreten, das die nationalen, regionalen und globalen Auswirkungen der Wirtschaftspolitiken eines jeden Mitglieds erörtert. Dieser Jahresbericht erfasst die Tätigkeit des Exekutivdirektoriums, der Geschäftsführung und des Mitarbeiterstabs im Geschäftsjahr vom 1. Mai 2008 bis zum 30. April 2009.
Zu den Hauptaktivitäten des IWF gehören:
- Beratung der Mitglieder zu Politikmaßnahmen, die ihnen helfen können, Finanzkrisen vorzubeugen oder diese beizulegen, makroökonomische Stabilität zu erreichen, ihr Wirtschaftswachstum zu beschleunigen und die Armut abzubauen;
- Gewährung vorübergehender Finanzhilfe an Mitgliedsländer, um sie bei der Bewältigung von Zahlungsbilanzproblemen zu unterstützen – d.h.wenn ihr Devisenbestand nicht ausreicht, weil ihre Zahlungen an andere Länder die Deviseneinnahmen übersteigen sowie
- Bereitstellung technischer Hilfe und Ausbildung, auf Antrag eines Landes, für den Aufbau von Fachkenntnissen und Institutionen, die das Land für die Verfolgung einer soliden Wirtschaftspolitik benötigt.
Der IWF hat seinen Hauptsitz in Washington, D.C. Aufgrund seiner weltweiten Bedeutung und seiner engen Beziehungen zu seinen Mitgliedsländern unterhält er außerdem Büros in aller Welt.
Zusätzliche Informationen über den IWF und seine Mitgliedsländer können im Internetauftritt des IWF unter www.imf.org abgerufen werden.
Begleitendes Material für den Jahresbericht – Webkästen, Webtabellen, Anhänge (einschließlich der Finanzausweise des IWF für das am 30. April 2009 abgeschlossene Geschäftsjahr) und weitere relevante Dokumente – können über die Webseite des Jahresberichts unter www.imf.org/external/pubs/ft/ar/2009/eng aufgerufen werden. Druckfassungen der Finanzausweise sind erhältlich beim Publikationsdienst des IWF: IMF Publication Services, 700 19th Street, N.W., Washington, DC 20431, USA. Eine Fassung des Jahresberichts auf CD-ROM einschließlich des auf der Webseite veröffentlichten Begleitmaterials ist ebenfalls über den Publikationsdienst des IWF erhältlich.
INTERNATIONALER WÄHRUNGSFONDS
JAHRESBERICHT 2009
DIE WELTWEITE KRISE BEKÄMPFEN
Inhalt
- BOTSCHAFT DES GESCHÄFTSFÜHRENDEN DIREKTORS UND VORSITZENDEN DES EXEKUTIVDIREKTORIUMS
- BEGLEITSCHREIBEN AN DEN GOUVERNEURSRAT
- 1 ÜBERBLICK
- 2 ENTWICKLUNGEN IN DER WELTWIRTSCHAFT UND AN DEN FINANZMÄRKTEN
- 3 WIEDERHERSTELLUNG DER GLOBALEN FINANZSTABILITÄT
- 4 MODERNISIERUNG DES FONDS
- Verwaltungsführung
- Unterstützung für einkommensschwache Länder
- Überprüfung der Rolle des Fonds in einkommensschwachen Ländern
- Neubewertung von Finanzierung und Schuldentragfähigkeit in einkommensschwachen Ländern
- Vereinbarung zur Unterstützung der Wirtschaftspolitik
- Revision der Verfahren bei gemeinsamen Beratungsmitteilungen des Stabes
- Informationsarbeit in einkommensschwachen Ländern
- Finanzhilfe
- Kapazitätsaufbau
- Haushalts- und Einkommensreform
- 5 FINANZEN, ORGANISATION UND RECHENSCHAFTSPFLICHT
- Finanzoperationen und -grundsätze
- Personalpolitik und Organisation
- Rechenschaftspflicht
- Das Regelwerk der Rechenschaftspflicht für die Geschäftsführung des IWF
- Integritäts-Hotline
- Ordentliche Wahl der Exekutivdirektoren 2008
- Unabhängiges Evaluierungsbüro
- Prüfungsverfahren des IWF
- Informationsgespräche zu Kontroll- und Prüfungsangelegenheiten
- Risikomanagement
- Transparenz
- Außenbeziehungen und Informationsarbeit
- KÄSTEN
- 3.1 Der Finanzierungsmechanismus des IWF für Notfälle
- 3.2 Kreditzusagen des Fonds erreichen im GJ 2009 Rekordhöhe
- 3.3 Hauptreformelemente der nichtkonzessionären Kreditvergabe des IWF
- 3.4 Die Geldquellen des IWF
- 3.5 Die Risikorücklagen des IWF
- 3.6 Kreditaufnahme der Länder beim IWF
- 3.7 Die Überwachungs-Prioritäten des IWF 2008–11
- 3.8 Die Bedeutung der Statistik im Zusammenhang mit der Krise
- 4.1 Die Reaktion des IWF auf die Preisschocks bei Nahrungsmitteln und Treibstoff
- 4.2 Die Aufgabe des IWF in einkommensschwachen Ländern
- 4.3 Veränderungen: Erfolgreiche Partnerschaften für Afrikas Wachstum
- 4.4 Neuausrichtung der technischen Hilfe des IWF
- 4.5 Externe Evaluierung der AFRITACs: Eine Erfolgsgeschichte
- 4.6 Thematische Treuhandfonds: ihre Funktion und ihre Ziele
- 5.1 Die allgemeine Struktur der Verwaltungsführung des Fonds
- TABELLEN
- 3.1 Finanzfazilitäten des IWF
- 3.2 Im GJ 2009 gebilligte Vereinbarungen unter den Hauptfazilitäten
- 3.3 Im GJ 2009 gebilligte und erhöhte PRGF- und ESF-Vereinbarungen
- 4.1 Bestehende und geplante RTACs
- 4.2 Ausbildungsprogramme des IWF-Instituts, GJ 2007 – GJ 2009
- 5.1 Rückstände gegenüber dem IWF, die mindestens sechs Monate überfällig sind, nach Art
- 5.2 Nettoverwaltungshaushalt nach den wichtigsten Ausgabenkategorien, GJ 2008–12
- 5.3 Veranschlagte Ausgabenanteile nach Leistungsbereich und spezifischer Leistung, GJ 2008–12
- 5.4 Die gesamten konsolidierten Verwaltungsausgaben des IWF, GJ 2008 – GJ 2012
- 5.5 Im Abschlussbericht genannte Verwaltungsausgaben
- SCHAUBILDER
- 3.1 Ausstehende reguläre Kredite, GJ 2000 – GJ 2009
- 3.2 Gebilligte Vereinbarungen in den Geschäftsjahren mit Ende zum 30. April 2000–2009
- 3.3 Ausstehende konzessionäre Kredite, GJ 2000 – GJ 2009
- 4.1 Bereitstellung technischer Hilfe nach Abteilungen und Themenstellungen
- 4.2 Bereitstellung technischer Hilfe im GJ 2009 nach Abteilungen und Regionen
- 4.3 Verteilung der geleisteten technischen Hilfe: Stab, Experten und RTACs
- EXEKUTIVDIREKTOREN UND IHRE STELLVERTRETER
- LEITENDE MITARBEITER
- ORGANIGRAMM DES IWF
- ANMERKUNGEN
Das Geschäftsjahr des IWF (GJ) läuft vom 1. Mai bis zum 30. April.
Die Rechnungseinheit des IWF ist das Sonderziehungsrecht (SZR); die Umrechnungen von Finanzdaten des IWF in US-Dollar stellen nur Näherungswerte dar und werden zur leichteren Verständlichkeit angegeben. Am 30. April 2009 lag der SZR/US-Dollar-Wechselkurs bei 1US$ = 0,66763 SZR und der US-Dollar/SZR-Wechselkurs lag bei 1 SZR = 1,49783 US-Dollar. Ein Jahr zuvor (am 30. April 2008) beliefen sich die Kurse auf: 1 US$ = 0,61585 SZR und 1 SZR = 1,62378 US$.
In der englischen Fassung bedeutet „Billion" eine Milliarde und „Trillion" eine Billion; geringfügige Abweichungen zwischen den zugrunde liegenden Zahlen und den daraus gebildeten Summen gehen auf das Runden der Zahlen zurück.
Der in diesem Jahresbericht verwendete Begriff „Land" bezieht sich nicht in allen Fällen auf ein nach internationalem Recht und Brauch als Staat definiertes Hoheitsgebiet. Der Begriff wird hier auch für einige Hoheitsgebiete benutzt, die keine Staaten sind, aber für die statistische Daten auf getrennter und unabhängiger Basis erhoben werden.
Botschaft des Geschäftsführenden Direktors und Vorsitzenden des Exekutivdirektoriums

Dominique Strauss-Kahn, Geschäftsführender Direktor und Vorsitzender des Exekutivdirektoriums des IWF.
Der vom Exekutivdirektorium des IWF für den Gouverneursrat des Fonds erstellte Jahresbericht ist ein wesentliches Element der Rechenschaftspflicht des IWF. Das Exekutivdirektorium ist für die Führung der Geschäfte des Fonds verantwortlich; es setzt sich aus 24 Exekutivdirektoren zusammen, die von den 186 Mitgliedsländern des IWF ernannt werden. Das höchste Verwaltungsorgan des IWF ist der Gouverneursrat, in dem jedes Mitgliedsland durch einen hochrangigen Regierungsbeamten vertreten ist. Die Veröffentlichung des Jahresberichts repräsentiert die Rechenschaftslegung des Exekutivdirektoriums gegenüber dem Gouverneursrat des Fonds.
Die Welt sieht sich dem größten wirtschaftlichen Abschwung seit der Weltwirtschaftskrise gegenüber. Eine Krise, die in einem Segment des Wohnungsmarktes der USA begonnen hatte, hat sich rasch über die ganze Welt ausgebreitet und fortgeschrittene Volkswirtschaften ebenso wie Schwellenmärkte und einkommensschwache Länder erfasst.
Wie Länder um Politikantworten gerungen haben, stand der IWF bei der Debatte an vorderster Stelle. Wir befürworteten den vollen Einsatz des Arsenals monetärer Waffen als eine erste Verteidigungslinie. Wir riefen auch zu einer globalen fiskalischen Stimulierung auf, bereits im Januar 2008. Wir taten dies, weil unsere Prognosen einen ungewöhnlich starken und lang anhaltenden Rückgang der privaten Nachfrage vorhersahen, der nicht mit monetärer Politik allein abgefedert werden konnte. Wir empfahlen eine Stimulierung im Gegenwert von 2 Prozent des BIP, und die Länder haben zum großen Teil entsprechend gehandelt. Gleichzeitig riefen wir dazu auf, die Bilanzen der Banken von faulen oder notleidenden Vermögenswerten zu befreien. Unsere weitreichende Erfahrung mit Finanzkrisen sagte uns, dass andernfalls das Finanzsystem im Stillstand beharren würde und dass Versuche, die Nachfrage anzukurbeln, zum Scheitern verursacht sein würden.
Die Krise hat auch gezeigt, dass die Weltwirtschaft eine schlagkräftige und rasch einsatzbereite Feuerwehrmannschaft braucht, und der IWF hat sich in dieser Hinsicht eingesetzt. Die Institution half einer Vielzahl von Ländern, ihren Finanzierungsbedarf zu decken und dadurch die wirtschaftlichen und sozialen Kosten der Krise abzumildern. Der IMFC befürwortete eine Verdreifachung der Kreditvergabekapazität des IWF auf die Rekordsumme von 750 Mrd. US$ und – zusätzlich – die Verdoppelung seiner konzessionären Kreditvergabe an einkommensschwache Länder. Der IWF hat sich in Erwiderung darauf den Umständen entsprechend verhalten, indem er die Betonung auf Flexibilität und Krisenprävention legte. Abgesehen von einer Verpflichtung, ganz allgemein, zu vermehrten Krediten mit sofortiger Auszahlung, haben wir im Besonderen eine neue Flexible Kreditlinie eingeführt, die sofortige Mittel in großem Umfang ohne Politikauflagen bereitstellt an Länder, die langfristig sehr starke Politikmaßnahmen nachweisen können. Wir setzen uns darüber hinaus für schlankere und zielgenauere Auflagen und den Schutz sozialer Sicherheitsnetze ein. Wir haben eine besondere Verpflichtung gegenüber unseren einkommensschwachen Mitgliedern, und wir sind dabei, unsere konzessionären Kreditvergabefazilitäten flexibler und effektiver zu gestalten.
Abgesehen von unserer Kreditvergabe, haben die Staats- und Regierungschefs der G20 dem IWF ihre Unterstützung auch zugesagt für die Bereitstellung offener, gerechter und unabhängiger Überwachung. Als die Krise zum Ausbruch kam, hatten wir mit unserer Politikberatung und unseren Prognosen für die Weltwirtschaft bereits einen Vorsprung. Wir haben uns mit der Stärkung unserer Frühwarnübung befasst, besonders in Bezug auf systemrelevante Risiken, makrofinanzielle Verknüpfungen und Übertragungswirkungen über die Länder hinweg, und wir arbeiten auch daran, die Transparenz unserer Tätigkeit zu erhöhen.
Ich möchte auf die beispiellose Hinwendung zum Multilateralismus hinweisen, die sich während dieser Krise gezeigt hat. In der jüngeren Geschichte gibt es nur wenige Situationen, in denen wir einen so hohen Grad an wirtschaftspolitischer Zusammenarbeit erlebt haben. Wir haben Koordination in der Geldpolitik gesehen und bei der fiskalischen Stimulierung und sehen jetzt Anzeichen von mehr Gemeinsamkeit bei den Maßnahmen zur Sanierung der Bankbilanzen. Der IWF selbst hat sich durch seine Aufgaben in Überwachung und Kreditvergabe als wesentliche Treibkraft für den Multilateralismus erwiesen. Und die Weltwirtschaft profitiert davon: systemrelevante Risiken sind in den Hintergrund getreten, und wir erwarten eine Erholung in der ersten Jahreshälfte 2010. Die Aufgabe besteht jetzt darin, diesen Grad der Kooperation auch nach Abklingen der Krise aufrechtzuerhalten.
Natürlich hängt die Effektivität des IWF davon ab, ob er von den Mitgliedsländern in der ganzen Welt als legitim angesehen wird. Die zunehmend stärkere Rolle, die die dynamischen Schwellenländer auf der Weltbühne einnehmen, muss sich auch im Entscheidungsprozess des IWF widerspiegeln. Es ist daher angemessen, dass der IMFC eine Beschleunigung der Quoten- und Stimmreform empfohlen hat, um den aufstrebenden und einkommensschwachen Ländern mehr Stimmengewicht zu geben.
Im Blick nach vorne liegen gewaltige Herausforderungen. Die globale Finanzkrise ist noch nicht vorüber, aber die Länder arbeiten bereits an Ausstiegsstrategien aus den beispiellosen Politikinterventionen, die zur Bekämpfung der Krise eingeführt wurden. Der IWF unterstützt seine Länder durch die Bereitstel-lung wichtiger Analysen, die für diese Ausstiegsstrategien nützlich sein können. Es gibt noch viele unbeantwortete Fragen – vom globalen Wachstumsmotor und der Zukunft globaler Ungleichgewichte bis hin zur Form des internationalen Finanzsystems. Wie immer stehen wir bereit den Mitgliedsländern in der ganzen Welt bei der Auseinandersetzung mit diesen äußerst wichtigen Fragen zu helfen.
Begleitschreiben an den Gouverneursrat

31. Juli 2009
Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Gemäß Artikel XII Abschnitt 7 Buchstabe a des Übereinkommens über den Internationalen Währungsfonds und gemäß Abschnitt 10 der Satzung des IWF habe ich die Ehre, dem Gouverneursrat den Jahresbericht des Exekutivdirektoriums für das am 30. April 2009 abgelaufene Geschäftsjahr vorzulegen. Im Einklang mit Abschnitt 20 der Satzung wird der vom Exekutivdirektorium für das am 30. April 2010 ablaufende Geschäftsjahr genehmigte Verwaltungs- und Kapitalhaushalt des IWF in Kapitel 5 vorgelegt. Die für das am 30. April 2009 abgelaufene Geschäftsjahr geprüften Jahresabschlüsse der Allgemeinen Abteilung, der SZR-Abteilung und der vom IWF verwalteten Konten werden zusammen mit den diesbezüglichen Berichten der externen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Anhang VI präsentiert, der sich auf der CD-ROM-Fassung des Jahresberichts sowie auf www.imf.org/external/pubs/ft/ar/2009/eng/index.htm befindet. Die externe Rechnungsprüfung und das Finanzberichtswesen wurden nach Maßgabe von Abschnitt 20 Buchstabe c der IWF-Satzung durch den Externen Rechnungsprüfungsausschuss bestehend aus Herrn Steve Anderson (Vorsitzender), Herrn Thomas O’Neill und Herrn Ulrich Graf überprüft.

DOMINIQUE STRAUSS-KAHN
Geschäftsführender Direktor und Vorsitzender des Exekutivdirektoriums